Was du über Rechts auf Rechts wissen solltest:
Wenn du einen Schnitt vorbereitet hast und deinen Stoff zur Hand nimmst, wirst du natürlich überlegen, was du als nächstes machen bzw. beachten solltest.
Schaue dir den Stoffartikel, aus dem du dein Modell zuschneiden möchtest, ganz genau an.
Die Warenseiten:
Mit der Bezeichnung: „rechte Warenseite“ bezeichnet man die Stoffseite, die beim fertigen Modell als „schöne“ Seite von außen zu sehen sein wird.
Mit der Bezeichnung “linke Warenseite“ wird die „nicht so schöne“ Seite, die beim fertigen Modell innen liegen wird, bezeichnet.
Hier auf dem Foto habe ich einen bedruckten Stoffartikel gewählt, hier siehst du den Unterschied zwischen beiden Warenseiten sehr gut, denn der Druck ist rechts viel kräftiger und ausdrucksvoller, auch die Konturen sind ganz klar erkennbar.
Natürlich gibt es auch Stoffe, bei denen du gar keinen Unterschied zwischen beiden Warenseiten erkennst, weil es durch die Bindungsart oder Maschentechnik eigentlich keinen gibt.
Trotzdem solltest du auch hier immer eine Warenseite als rechte festlegen.
Warenseiten tauschen?
Manchmal sind Stoffe auch ausgerüstet worden, das ist eine weitere Behandlung nach dem Weben oder Stricken: z.B. aufrauen, beschichten, bedrucken usw.
Dann ist es beim fertigen Modell zu sehen, wenn Warenseiten vertauscht sind.
Vielleicht gefällt dir auch die eigentliche linke Warenseite deines Stoffes besser? Dann kontrolliere unbedingt diese Seite ganz genau Fehler.
Oft gibt es kleine Knötchen oder Fadenenden, die auf der rechten Warenseite gar nicht zu sehen sind. Ist das nicht der Fall, so kannst du die Warenseiten je nach deinem Geschmack verwenden.
In der Industrie wird in so einem Fall der Stoffhersteller benachrichtigt und er wird die Qualitätskontrolle dieses Stoffartikels, das heißt: „Warenschau“, von der gewünschten rechten Warenseite aus machen.
Wie wird der Stoff zum Zuschneiden aufgelegt?
Vor dem Zuschneiden legst du deinen Stoff nun so hin, dass die beiden Webkanten (= Längsrichtung des Stoffes = Richtung des Fadenlaufes = Kettrichtung) aufeinander liegen und die rechte Warenseite innen liegt.
Deshalb auch „Rechts auf Rechts“.
Wenn du nun deinen Schnitt auflegst und aufzeichnest ist die innere, also rechte Warenseite, geschützt. Wenn du dich einmal verzeichnet hast, dann ist das meist auf der rechten Warenseite gar nicht zu sehen.
Die Stelle, an der der Stoff umgeschlagen ist, nennt man Stoffbruch.
Mein Tipp 1:
Den Stoffbruch solltest du nie fest einbügeln, denn im fertigen Modell darf keine „Bügel-Falte“ zu sehen sein.
In der Industrie wird deshalb meistens „offen“, das heißt, der Stoff ist nicht in der Mitte gefaltet, zugeschnitten. Dort gibt es natürlich entsprechend breite und lange Zuschneidetische.
Mein Tipp 2:
Richte den Stoff vor dem Zuschneiden gerade aus:
Wenn du zuschneidest, dann wenn möglich auf einem Tisch mit einer geraden Tischkante.
An diese Kante legst du deinen Stoffbruch, dann kannst du die Webkanten schön aufeinander legen und aneinander ausrichten. Den Stoffbruch musst du ganz gerade an der Tischkante anlegen, damit deine Schnittteile nach dem Zuschneiden nicht verzogen sind.
Mein Tipp 3:
Kennzeichne die linke Warenseite:
Markiere dir direkt nach dem Zuschneiden immer die linken Warenseiten der Zuschnittteile.
Bei dunklen Stoffen machst du mit Schneiderkreide oder einem Kreidezeichner ein Kreuz.
Bei hellen Stoffen nimm einen weichen Bleistift, auch hier machst du ein Kreuz, aber ganz klein und zart, dass du es gerade so sehen kannst.
Bleibe immer innerhalb deiner Nahtzugabe, damit später nicht mitten in deinem genähten Modell die Kreuzchen durchschimmern. Du kannst die Kreuze auch schwächer machen als du es auf meinem Foto siehst. Durch das Licht beim Fotografieren erscheint das kreuz hier viel dunkler als in Wirklichkeit.
Es gibt auch noch eine dritte Möglichkeit, die linke Warenseite zu kennzeichnen.
In der Industrie wird es mit kleinen Klebeetiketten, auf denen weitere Modellinfos aufgedruckt sind, gemacht. Du hast bestimmt schon mal in gekauften Kleidungsstücken diese kleinen Kleber gefunden.
Ich persönlich mag die Kleber nicht so gerne, wenn du versehentlich darüber bügelst, bleiben nach dem entfernen des Etiketts oft Kleberückstände, die Flusen anziehen.
Bei sehr grob gewebten Stoffartikeln, bei denen Kreidekreuze schlecht zu sehen sind, da sind jedoch Kleber die einzige Alternative zur Kennzeichnung.
Hier siehst du nochmal die verschiedenen Markierungsmöglichkeiten
Mein Tipp 4:
Links auf links
Wenn dein Stoff ein markantes Muster hat, das auf der linken Warenseite nicht zu sehen ist, musst du deinen Stoff genau anders herum, also „links auf links“ legen. Dann siehst du beim Zuschneiden von außen die rechte Warenseite.
Das Kennzeichnen der linken Warenseite erübrigt sich hier, du wirst die Warenseiten nicht verwechseln.
Jetzt kannst du deine Schnittteile genau nach dem Muster ausrichten, nochmal alles überprüfen und aufzeichnen.
Auf den Fotos siehst du eine Jacke, in der ich diesen markant gemusterten Stoffartikel verarbeitet habe.
In diesem Fall wollte ich eine gleichmäßige Verteilung der Motive und auf keinen Fall ein Motiv direkt auf dem Brustpunkt. Deshalb habe ich die Schnittteile von rechts aufgezeichnet und zugeschnitten.
Ich freue mich, wenn meine Tipps dir weitergeholfen haben und wünsche Dir viel Näherfolg.
Deine Elsa von www.näh-gern-gut.de